Wer mir bei Twitter folgt, hat sicher schon bemerkt, dass ich zusätzlich zum Vollzeitjob studiere. Das ist nicht das erste Mal, dass ich eine berufsbegleitende Weiterbildung mache. Hinter mir liegen bereits ein knapp zweijähriger Englischkurs zum Auffrischen der Sprachkenntnisse, der mich außerdem auf das Cambridge Zertifikat in Advanced English vorbereitet hat, und ein Online-Lehrgang im Bereich Grafik-Design. Letzteren habe ich bei der HTK Hamburg (kann ich übrigens sehr empfehlen) in nur 18 von üblicherweise 36 Monaten absolviert – ich wollte Zeit sparen 😉
Reaktionen auf ein berufsbegleitendes Studium: „Warum tust du dir das an?“
Wenn sich Gespräche mit anderen Leuten in Richtung Weiterbildung neben dem Beruf entwickeln und sie hören, was ich mache und bereits gemacht habe, gibt es verschiedenste Reaktionen. Am häufigsten habe ich bislang etwas gehört wie „Mein voller Respekt, das könnte ich nicht“, aber auch „Warum machst du das?“, „Warum tust du dir das an?“ oder „Warum studierst du denn in deinem Alter nochmal?“ Gerade die letzte Frage wundert mich immer sehr. Ich hatte bereits einen Bachelorabschluss, jetzt folgt der Master. Und ich bin in den Dreißigern. Selbst wenn ich schon 60 oder 100 Jahre alt wäre: Was sollte falsch daran sein, mehr zu lernen, am Ball zu bleiben und mich weiterzuentwickeln?
Kommen wir künftig noch ohne regelmäßige Weiterbildung aus?
Natürlich hat das ganze Thema auch mit der persönlichen Einstellung und Neigung zu tun. Manche Menschen lernen gerne und leicht, sind neugierig, andere sind froh, wenn sie keine Bildungseinrichtung mehr von innen sehen müssen. Leben und leben lassen. Nichtsdestotrotz werden in Zusammenhang mit Digitalisierung, Arbeit der Zukunft und Zukunft der Arbeit oft auch die Themen Erwachsenenbildung, regelmäßige innerbetriebliche Weiterbildungen für Mitarbeiter und eigenverantwortliches lebenslanges Lernen angeschnitten. Dass kontinuierliche (Weiter)Bildung erforderlich sein wird, ist auch keine bahnbrechend neue Erkenntnis, sondern kündigt sich schon seit Jahren an.
Während vor 15 Jahren vielleicht noch ein Sprachkurs hier oder ein Office-Kurse da ausgereicht hat, kam nach und nach immer mehr dazu. Projektmanagement, der berufliche Umgang mit Social Media, noch mehr Programme und noch mehr Tools, neue Technologien, rechtliche Fragestellungen, immer höhere Anforderungen an Qualität und Geschwindigkeit, Soft Skills. Dass sich die Welt immer schneller dreht, klingt abgedroschen, ist aber doch wahr. Wer da mithalten will oder muss, kommt nicht umhin, sich mit neuen Fähigkeiten zu beschäftigen.
„Mosaikartige“ Lebensläufe
Eine Bezeichnung für die Karriere oder Arbeitsmodelle der Zukunft, über die ich in letzter Zeit häufig gestolpert bin, ist „mosaikartig“ (z. B. hier bei karrierebibel.de). Früher musste immer alles exakt aufeinander aufbauen, alles andere galt als sprunghaft und musste spätestens im nächsten Vorstellungsgespräch gerechtfertigt werden. Künftig scheint genau das möglich – und je nach Berufsbereich auch nötig – zu sein. Anstatt immer geradeaus zu gehen, auch einmal abzubiegen und mit dem neuen Erfahrungsschatz den nächsten Schritt zu machen. Reine Fachexperten wird es sicher immer noch geben, aber sicher auch mehr Allrounder und alle Abstufungen dazwischen.
Meine persönliche Meinung ist, dass sich ein Blick über den eigenen Tellerrand und ein Erweitern des Erfahrungsschatzes in jedem Fall lohnen. Auch für das Arbeiten in einem Team. Egal wie fachlich und anstrengend das Lernen im Erwachsenenalter manchmal auch sein mag, man lernt immer auch für – und über – sich selbst, wenn man es zulässt. Das ist mir im Masterstudium wieder einmal aufgefallen.
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