Ein Straßenschild: Pfeil in beide Richtungen

Introvertiert oder extrovertiert: es gibt kein Richtig oder Falsch

Schon lange denke ich darüber, einen Artikel zum Thema Extraversion und Introversion zu schreiben. Bislang habe ich es aber aus verschiedenen Gründen nicht getan, der größte mag wohl der sein, dass ich über Dinge, die mich wirklich interessieren, so viel lesen, nachdenken und weiterlesen kann, dass die Gedankenwolke dazu irgendwann zu groß ist, um daraus überhaupt etwas zu extrahieren, das in einen kurzen Artikel passt. Nachdem ich heute den Artikel über Introvertierte im Job bei Zeit Online gelesen habe, muss ich aber doch etwas dazu schreiben. Vor allem, nachdem ich die Kommentare darunter gewälzt habe.

Weder Introversion noch Extraversion ist eine Stärke oder schwäche

Was der sehr gelungene Artikel sagt und was so mancher der Kommentatoren hineininterpretiert, sind völlig verschiedene Dinge. Wie auch immer, diese Diskrepanz ist eigentlich genau das, was mich schon so lange beschäftigt. Es scheint (leider!) kein „der eine so, der andere so“ zu geben – vielmehr muss eine der Schubladen etwas Falsches enthalten. Entweder sind die Extrovertierten die Lauten, Nervigen, die einen nie zu Wort kommen lassen und alles besser wissen oder die Introvertierten die schüchternen Mauerblümchen, die zu allem Ja und Amen sagen. Nichts davon stimmt. Keine der Ausprägungen ist falsch, schlecht oder überhaupt schlechter als die andere. Es geht hier auch nicht im Stärken und Schwächen. Introvertiert zu sein ist keine Schwäche und extrovertiert zu sein genauso wenig eine Stärke. Es kommt wie immer darauf an – auf den Menschen, die anderen Menschen, die Situation, das Thema, die aktuelle Anforderung. Beides kann eine Stärke oder eine Schwäche sein.

Flexibles Umfeld schaffen

Entsprechend halte ich es auch für völlig falsch bestimmte Berufsarten fix mit einer der beiden Ausprägungen zu verknüpfen und davon auszugehen, Leute, die sich eher der anderen zugehörig fühlen, passten automatisch nicht in diese oder jene Rolle. Genau zu diesem Thema habe ich vor ein paar Monaten mal ein Interview gelesen, leider kann ich zur Quelle nichts mehr sagen. Es ging jedenfalls darum, keine Introvertierten für bestimmte Jobs einzustellen, da sie ja permanent außerhalb ihrer Komfortzone arbeiten würden und daher viel mehr Energie aufwenden müssten. Mag sein, aber wenn das jemand möchte und bewusst in Kauf nimmt? Zeigt es nicht auch Motivation und Lernwillen? Ist das schlecht? Man soll ja nicht von sich auf andere schließen, aber ich bewege mich (ja, als überwiegend introvertierter Mensch) sehr gerne über die eigene Komfortzone hinaus und denke, wenn man es mit voller Absicht tut, lernt man etwas daraus und entwickelt sich im positiven Sinn weiter. Wer immer nur das macht, was er sowieso schon kann und wobei er sich am wohlsten fühlt, bleibt stehen.

Auch nicht vergessen darf man, dass niemand zu 100% intro- oder extrovertiert ist, jeder hat beide Eigenschaften – nur in unterschiedlicher Ausprägung. Unterschiedlich zu sein, macht es ja gerade erst spannend, scheint aber in starren Gefügen ohne Raum für Individualität schwierig zu sein. Persönlich hatte ich bislang meistens Glück und konnte mir meine Arbeitsumgebung(en) so um mich herum anpassen, dass sie beiden Charakterausprägungen gerecht wurden. Aus rein betriebswirtschaftlicher Brille betrachtet, profitieren davon selbstverständlich auch die Arbeitgeber. Hier geht es nicht nur um Zufriedenheit, sondern vor allem um das nötige Umfeld, um auch tatsächlich etwas leisten zu können. Und das sieht eben für jeden anders aus.

Bild: https://www.pexels.com/photo/photo-of-yellow-arrow-road-signage-977603/

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